Präeklampsie-Screening

Die Präeklampsie, auch Schwangerschaftsvergiftung genannt, ist eine ernste Erkrankung schwangerer Frauen, selten tritt sie auch noch in den ersten Wochen nach der Geburt auf.
Die Anzeichen einer Präeklampsie sind anfangs oft nicht direkt erkennbar und viele Frauen, die von einer Schwangerschaftsvergiftung betroffen sind, fühlen sich nicht krank.
Einige Zeichen der Präklampsie ähneln typischen Schwangerschaftsbeschwerden, dies kann eine klare Einordnung erschweren. Daher ist es wichtig, dass Sie mit möglichen Anzeichen einer Präeklampsie gut vertraut sind.

Leitsymptom der Präeklampsie ist ein Bluthochdruck (Hypertonie)!

Weitere mögliche klinisch Zeichen:

  • vermehrte Eiweißausscheidung im Urin
  • Ödeme (z.B. Hände, Knöchel, Gesicht)
  • starke Kopfschmerzen
  • Oberbauchschmerzen
  • Sehstörungen (Flimmern)
  • Luftnot bei Belastung
  • Übelkeit & Erbrechen
  • Gewichtszunahme von mehr als 500g/Woche

Eine Präeklampsie tritt bei ca. 5-7 Prozent aller Schwangeren auf. Die Symptome beginnen üblicherweise erst in der zweiten Schwangerschaftshälfte.

Je früher in der Schwangerschaft eine Präeklampsie auftritt, desto größer ist die Gefahr, dass sie einen schweren Verlauf nimmt und für Mutter und Kind gefährlich wird. Zum einen durch das Frühgeburtsrisiko für das Neugeborene und zum anderen durch die möglichen Organschädigungen für die Mutter. Ohne Behandlung kann sich die Erkrankung zu einer sogenannten Eklampsie weiterentwickeln. Dabei auftretende Krampfanfälle können für die Schwangere und das Ungeborene lebensbedrohlich werden.  Häufig ist die Präeklampsie mit einer plazentabedingten Unterversorgung des Ungeborenen vergesellschaftet. Die Neugeborenen haben dann ein Geburtsgewicht unterhalb der Norm und können Entwicklungsstörungen aufweisen.

Welche Schwangere haben ein erhöhtes Risiko für eine Präeklampsie?

  • Erstgebärende (bzw. Mehrgebärende in der ersten Schwangerschaft mit neuem Partner)
  • bei Mehrlingsschwangerschaft
  • bei Übergewicht (Adipositas)
  • bei Präeklampsie in einer vorangegangenen Schwangerschaft
  • bei bereits bestehendem Bluthochdruck vor der Schwangerschaft
  • bei familiärer Veranlagung (wenn die Mutter oder Schwester der Schwangeren eine Präeklampsie hatte)
  • Spätgebärende (> 40 Jahre)
  • bei vorbestehender Nierenerkrankungen
  • bei Diabetes mellitus
  • bei Antiphospholipidsyndrom (seltene Autoimmunerkrankung)
  • bei kindlicher Chromosomenstörung
  • bei künstlicher Befruchtung (IVF/ICSI)

Der derzeit beste Ansatz zur Abschätzung des individuellen Präeklampsie Risikos im Rahmen des Erst-Trimester-Screenings ist eine Kombination aus der Bewertung von mütterlichen Faktoren und Biomarkern.
Der Algorithmus der Fetal Medicine Foundation London (FMF-London) zum Präeklampsie-Screening wurde mit 58.884 Schwangerschaften geprüft und basierend auf einer größeren Studie mit 120.492 Schwangerschaften aktualisiert.
 

Neben einer genauen Erhebung der Krankengeschichte werden nach FMF London folgende Marker für die Risikoberechnung in der 12.-14. SSW (Schwangerschaftswoche) genutzt:

  1. Doppler der Art. uterinae (Gebärmutterarterien, mittlerer PI)
  2. Mittlerer arterieller Blutdruck an beiden Armen
  3. Bestimmung des Placental Growth Factor (PlGF) im mütterlichen Blut

Mit dem Algorithmus der FMF London lassen sich 90% der frühen Präeklampsien vor 34. SSW und 75% der späten Präeklampsien nach 34. SSW vorhersagen.
Ein auffälliges Ergebnis im Screening ist in 10% der Schwangerschaften zu erwarten.
Wenn bei den als "auffällig" bewerteten Schwangerschaften noch vor der 16. SSW mit der Einnahme von einmal täglich ASS 150 mg (Acetylsalicylsäure, abends) begonnen wird und dies bis zur 36. SSW fortgesetzt wird, zeigen aktuelle Studien, dass

  • das Risiko einer frühen Präeklampsie um 90% reduziert werden kann
  • das Risiko einer späten Präeklampsie bis 60% reduziert werden kann.

Außerdem ist die Verweildauer der Neugeborenen auf einer Intensivstation im Vergleich zum nicht behandelten Schwangeren um 70% reduziert.
Zusätzlich reduziert ASS in der Risikogruppe das Auftreten eines untergewichtigen Neugeborenen um 73% unterhalb der 32. SSW und noch um 40% in der Gruppe unter der 37. SSW.

Diese Information dient als Ergänzung zum ausführlichen persönlichen Aufklärungsgespräch in unserer Praxis.

WICHTIG:

ASS ist in der Schwangerschaft nicht zugelassen!
Der Einsatz von ASS in der Schwangerschaft ist ein sogenannter Off-Label Einsatz. Eine Einnahme muss ausreichend ärztlich begründet sein. Nebenwirkungen und Kontraindikationen sind unbedingt zu beachten, daher keine Einnahme von ASS in der Schwangerschaft ohne ärztliche Indikation, Aufklärung und Überwachung!

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